Geschichten aus dem Corona-Alltag der BDS

30Apr

Geburtstagsüberraschung der etwas anderen Art

Corona hat bei uns wirklich alles durcheinandergeworfen: Gestern noch normaler Kita-Alltag und plötzlich wird der sonst vor Leben sprudelnde Kindergarten zur Geisterstadt. Als nächstes hieß es dann, nur drei Kolleginnen arbeiten in der Kita, die anderen gehen ins Home-Office. Und ich dachte mir: "Ach komm, im Home-Office kannst du dich in Ruhe Sachtexten widmen, für neue Projekte recherchieren, die Arbeit in Ruhe und ohne Stress erledigen…" Welch ein großer Irrtum! Was in der Theorie wunderbar klang, erwies sich in der Praxis als Herkulesaufgabe.

Mein kleiner, kluger, aufgeweckter, dreijähriger Sohn, der die Chance witterte, den lieben langen Tag von seiner Mama bespaßt zu werden, war überhaupt kein Fan von Mamas Home-Office. Und Mama auch nicht. So gar nicht. Ich quälte mich (ja, quälte) durch die Aufgabe, meinen Beruf auszuüben und meinen Mutterpflichten nachzukommen. Es entwickelte sich im Laufe der Woche ein Arbeitskonzept, welches so aussah: Früh aufstehen und das Frühstück vorbereiten. Während des Frühstücks Home-Office Aufgaben erledigen. Nach dem Frühstücken hieß es: Spielen, Malen, Basteln, Bücher vorlesen… Home-Office? Es läuft also darauf hinaus, dass die Aufgaben erledigt werden, wenn mein Sohn schläft oder bei seinem Papa ist. Sie können sich daher sicher denken, dass ich überglücklich war, als ich gefragt wurde, ob ich zur Notbetreuung in der Kita erscheine. JA!!! Das bedeutete nicht nur Abwechslung für mich, sondern auch für meinen Kleinen. Noch ein weiteres Kind war für die Notbetreuung angemeldet, also durchstreiften die beiden Spielgefährten voller Neugier und mit freudigen Gesichtern die Kita - und meistern die bizarre Situation mit Bravour.

So strichen die Tage dahin. Und plötzlich stand ein für mich besonderer Tag vor der Tür. Mein Geburtstag. Und nicht irgendeiner. Der 30. Na toll, dachte ich mir. Es war ein Freitag. Papa-Tag für meinen Sohn. Er würde um 13 Uhr vom Papa abgeholt. Es stand mir also ein freier Nachmittag bevor, allein Zuhause. Wegen Corona konnte ich keine Gäste einladen - nicht mal für ein Stück Kuchen. Also erwartete mich der einsamste Geburtstag meines Lebens. Meine pfiffigen, großherzigen Kolleginnen wussten das, also bereiteten sie mir einen wundervollen Tag in der Kita. Ein hübsches Blumenarrangement, Schokolade und ein selbst gebackener Kirsch-Streusel-Kuchen versüßten mir dort den Tag. Irgendwie hatten auch die Eltern herausgefunden, dass ich Geburtstag habe, und so bekam ich über Skype von einigen Kindern und Eltern ein Geburtstagsständchen. Ein Vater ließ es sich nicht nehmen, mir im Namen der Elternschaft einen Blumenstrauß zu überbringen - über den Zaun. Da war er nun, mein Geburtstag, den ich mit einem einsamen Gefühl begann, der sich aber so wundervoll entwickelte. Aber es sollte noch besser kommen…

Am Nachmittag daheim, wieder im Alltag einer Hausfrau angekommen, das Treppenhaus wischend, hörte ich eine Stimme, die mir sagte, ich solle auf meinen Balkon gehen. Ich drehte mich um, konnte aber niemanden sehen. Ich ging also auf meinen Balkon. Und da standen sie. Meine Kolleginnen, natürlich mit ausreichendem Sicherheitsabstand, hatten sich vor meinem Balkon auf der Wiese versammelt und schmetterten „Happy Birthday“. Und da stand ich, ungläubig und mit Tränen in den Augen. Von langer Hand geplant überraschten sie mich auf eine wundervolle Art und Weise und machten mir den Geburtstag, von dem ich dachte, ich müsste ihn einsam und allein verbringen, zum schönsten Tag seit sehr, sehr langer Zeit. Sie hatten sich nicht lumpen lassen und sogar eine kreative Möglichkeit überlegt, wie sie mir ihre Geschenke zukommen lassen können. Und so zog ich nach und nach viele wunderschöne Dinge in einem an eine Kordel festgebundenem Körbchen zu mir hoch. Es war das Verrückteste und Schönste, was mir seit langen widerfahren war. 

Ich danke meinen Kolleginnen Claudia Knabach, Christiane Weise, Melina Wagner, Lisa Hornung, Britta Frosch, Sabina Gawlik, Daniela Kuhne, Sabine Scherf, Dominique Kollender und Daniela Eisner für die überwältigende Überraschung. Das hat mir gezeigt, dass in unserer Einrichtung Nächstenliebe ganz, ganz groß geschrieben wird - auch trotz Corona.

T. Krajczynski, Erzieherin Kita Rupelrath  

Corona_Geburtstag
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