Geschichten aus dem Corona-Alltag der BDS

06Apr

Besuchsstop im Pflegeheim

Es ist 16 Uhr: Dankbar schaut mich eine Bewohnerin an. Sprechen kann sie nicht mehr, ihre Kraft reicht nur noch zum Nicken. Gerade konnte ich ihr noch einmal ermöglichen, dass sie mit meinem Handy über WhatsApp mit ihrer Tochter und ihrem Sohn telefonieren und sie sich über den Bildschirm sehen konnten. Ob sie ahnt, dass es das letzte Mal sein wird? Den Kindern - die aufgrund des Besuchsstop im Pflegeheim nicht persönlich kommen konnten - habe ich versprochen, so lange wie möglich bei ihrer Mutter zu bleiben. Gegen 20.00 Uhr drückt sie mir noch einmal die Hand, ehe sie die letzten Atemzüge tut. Ich summe leise „so nimm denn meine Hände“. Dann ist Stille. Ich gebe Sie in Gottes Hand zurück, bevor ich den Pflegeschwestern Bescheid gebe. Gemeinsam verweilen wir kurz am Bett der Bewohnerin. Der Pflegealltag nimmt wieder seinen Lauf und ich werde gebeten, die Kinder zu informieren.

Am nächsten Morgen verabrede ich mich mit ihren Kindern in der Kapelle, damit sie sich noch einmal persönlich von ihrer Mutter verabschieden können. Dies ist nur möglich, weil die Kapelle einen zusätzlichen, von den Bewohnern getrennten, Eingang hat. Das Bett mit der Verstorbenen wird in die Kapelle geschoben. Ich verteile ein paar Blumenköpfchen auf ihrem Bett und lege ihr noch eine Tulpe in die Hand. Dann öffne ich die Tür für die drei Angehörigen, beantworte Fragen, erzählte von den letzten Wochen der Verstorbenen - auch hier immer den vorgeschriebenen Abstand von 1,5 – 2 Metern wahrend. Nach einer Aussegnungsfeier verabschiede ich mich und mache mich auf, um den anderen Bewohnern in dieser schweren Zeit weiter beizustehen.

S. Rappe, Seelsorgerin in den beiden AGAPLESION Häusern Silberberg und Kurpfalz

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